Die Organisation Indigo Development & Change ist langjähriger Partner des Lemonaid & ChariTea e.V. Bereits in 2011 und 2014 hat die Organisation, unterstützt durch unsere Förderungen, dazu beigetragen die Infrastruktur in der Region für die Fairtrade Farmer*innen der Heiveld Kooperative durch den Aufbau von Solarlichtern und Notfall-Wassertanks zu verbessern. 2016 gelang gemeinsam der große Wurf. Die Kooperative Heiveld konnte, unterstützt durch eine Landkaufkampagne, eine eigene Farm erwerben, etwas was in Post-Apartheid Südafrika zu großen Teilen immer noch weißen Farmer*innen vorbehalten ist. Heute will die Kooperative das natürliche Potenzial der Farm nutzen und ein Projekt im Öko-Tourismus auf die Beine stellen.


Jahrhundertelange ungleiche Verteilung von Ressourcen

Im Nordkap, etwa 400 km nordwestlich von Kapstadt, liegt die Anbauregion der von der 2001 gegründete Heiveld-Kooperative. Das Ziel der Kooperative ist es die historisch benachteiligten Rooibos-Farmer*innen dabei zu unterstützen ihr Einkommen zu steigern und direkten Marktzugang zu erhalten. Besonders und fast einzigartig an dieser Kooperative ist, dass hier „Coloured“(*) Bäuer*innen, die während der Apartheit aufgrund ihrer Hautfarbe kein Land besitzen durften, ihr eigenes Land bewirtschaften.

Bereits im 18. Jahrhundert wurde die lokale Bevölkerung von weißen Siedler*innen enteignet. Auch wenn im Jahr 1834 eine Verfassung unterzeichnet wurde die Diskriminierung auf Grund von Rasse untersagte, war das meiste gute Land schon an weiße Siedler*innen verkauft. Diese Rechte gingen im Zuge der Apartheid verloren und „Coloureds“ waren nun zu großen Teilen reine Arbeitskraft für die weißen Bäuer*innen. Auch mit Ende der Apartheid in 1994 hat sich wenig an der Landverteilung geändert. In 2016 gehören fast alle Rooibos produzierenden Flächen weißen, industriell wirtschaftenden Landwirt*innen, während „Coloureds“ Zugang zu weniger als 2% der kultivierbaren Rooibos-Fläche haben. Durch steigendende Nachfrage an ihrem hochwertigen biologischen und fair gehandelten Tee kam die Kooperative nach ihrer Gründung als erste Fairtrade zertifizierte Roiboos Kooperative, deshalb schnell an ihre Produktionsgrenzen. Durch den erfolgreichen Kauf der Bloomfontein Farm steht nun jedem Mitglied eine größere Fläche zur Verfügung und die Kooperative ist in der Lage ihr Fortbestehen zu sichern (über die Hintergründe der Kampagne erfahrt ihr mehr hier).

Unterstützt wird die Heiveld Kooperative seit ihrer Gründung von der NGO Indigo development & change. Die südafrikanische Organisation ist spezialisiert auf die Unterstützung von ländlichen Gemeinden bei der Umsetzung ihrer Projekte mit dem Fokus auf die Stärkung marginalisierter Bevölkerungsgruppen und der Förderung von sozialer und ökologischer Gerechtigkeit. Die Organisation ist mit ihren Programmen in drei Bereichen tätig: die Erhaltung von Biodiversität & nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, Klimaanpassung sowie der Bereich Weiterbildungen. Die NGO unterstützt die Kooperative nun bei der Umsetzung eines langjährigen Plans – die einzigartige Natur für ein Ökotourismus Projekt nutzen.

Die Weite der Blomfontein Farm
© Indigo 2019

Einzigartige Natur im Nordkap

Heute, drei Jahre nach dem Erwerb des Landes, will die Kooperative ihre Einkommensquellen mit der Unterstützung von Indigo, erweitern. Nur etwa 130ha der 2.750 ha der Farm sind kultivierbar, das heißt nur hier kann der Rooibos angebaut werden. Zur Farm gehört außerdem ein Naturschutzgebiet mit einer einzigartigen Landschaft und Biodiversität – mit ca. 9.500 Arten gibt es hier eine der höchsten Konzentrationen von Pflanzenarten weltweit. Dieses Potenzial will die Kooperative nutzen und hat sich mit dem Landkauf das Ziel gesteckt einen von der Gemeinschaft getragenen, sanften Ökotourismus zu etablieren von dem auch die Mitglieder wirtschaftlich profitieren würden.

Durch den Aufbau der Rietjieshuis Eco Lodge habe einige Mitglieder der Kooperative bereits Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln können. Indigo und die Kooperative haben mit dem aktuellen Projekt zum Ziel, besonders interessierte Mitglieder der Gemeinschaften für den Öko-Tourismus auszubilden und zu sensibilisieren. So können insbesondere auch die Jüngeren, die kein eigenes Land zum Anbau von Rooibos besitzen, nachhaltige Lebensgrundlagen für sich und ihre Familien aufbauen. Und auch das Naturschutzgebiet der Blomfontein Farm wird für den Ökotourismus vorbereitet – so gelingt eine fruchtbare Verbindung zwischen sanftem Tourismus, dem Schutz einer außergewöhnlichen Landschaft und dem Anbau von Rooibos.

Öko-Tourismus zwischen Wildblumen und Rooibos

Um diesen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen unterstützt Indigo die lokale Bevölkerung mit Expertise und geeigneten Ausbilder*innen. Durch die Kurse sollen die Teilnehmenden befähigt werden eigenständig Ökotourismusdienstleistungen anbieten zu können. Es werden zum einen Englisch-Sprachkurse, Workshops zum Thema Gastfreundschaft und Tourismusmanagement angeboten. Zum anderen wird den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben von best Practices zu lernen und es werden bereits etablierte Ökotourismus Unternehmen in Südafrika besucht.

Lemonaider besuchen das Öko-Tourismus Projekt.
Lemonaider zu Besuch bei Heiveld
© Albert Retief 2017

Auch das Gelände der Blomfontein Farm muss auf den neuen Tourismus vorbereitet werden. Dazu gehört die Bilderschilderung von Wanderwegen, die Weiterentwicklung des Teehauses und der Ausbau der Infrastruktur. Für die Führungen auf dem Gelände der Farm werden Feldführer*innen ausgebildet, die zusätzlich zu ihrer Expertise für die Region über Fachwissen zum Ökosystem und den nachhaltigen Teeanbau verfügen und so spannende Touren anbieten können. Auch das Thema Klimawandel steht auf dem Programm und die Besucher*innen sollen für die Veränderungen in der Natur, und ihren eigenen Beitrag dazu, sensibilisiert werden. Die Kooperative wird den touristischen Betrieb auf der Farm selbst leiten und zusammen mit den Bäuer*innen auf der Farm und in den Gemeinden mit dem Tourismus ein weiteres Standbein aufbauen um die Region nachhaltig wirtschaftlich zu stärken. So gewinnen die Gemeinden Unabhängigkeit vom Teeexport und der klimatischen Veränderungen und können ihr Einkommen diversifizieren.

Partner in Crime

Der Verein ist alleiniger Förderer des Öko-Tourismus Projekts und unterstützt somit alle anfallenden Kosten in Bezug auf die Infrastruktur und die Weiterbildung. Durch die langjährige Partnerschaft nehmen wir die vielen Veränderungen die einzelnen Projekte für die Gemeinde bedeuten wahr. Mit der Landkaufkampagne war neben dem gesicherten Zugang zu Land, der Öko-Tourismus immer ein wichtiger Schritt für die zukünftige Entwicklung der Farm. Jetzt ist es endlich soweit und wir freuen uns sehr, dass dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt wird.

(*) Anm. d. Red: „Coloured“ war eine offizielle Klassifizierung unter dem Apartheid-Regime und kann daher nicht vage übersetzt werden. Der deutsche Wikipedia-Artikel behält das englische Wort bei. Politische Korrektheit wäre in diesem Fall anachronistisch als auch falsch, da die Coloured Bevölkerung eine eigene, Afrikaans sprechende kulturelle Gruppe bildet.