Seit Anfang 2019 arbeitet der Lemonaid & ChariTea e.V. mit der mexikanischen Organisation „El Buen Socio“ zusammen. Das Projekt im südlichen Bundesstaat Chiapas hat zum Ziel fünf Imkereikooperativen beim Honiganbau zu unterstützten. Honig ist eine rentable Einnahmequelle in der Region und liefert die Lebensgrundlage für viele Menschen in einem der ärmsten Staaten Mexikos. Damit der Honiganbau rentabel wird und bleibt, ist es wichtig für die Imker*innen sich betriebswirtschaftliches Wissen anzueignen und zum Beispiel ihren Break-Even zu kennen und sukzessive ihre Wertschöpfungskette zu verbessern. Das Projekt von El Buen Socio ist nicht nur darauf angelegt den Imker*innen finanzielle Weiterbildung zu ermöglichen und einen höheren Preis für ihren Honig zu erwirtschaften, sondern diesen nachhaltig zu produzieren.
Die 2014 von Karla Breceda gegründete Organisation El Buen Socio besteht derzeit aus vier Frauen, deren gemeinsames Ziel es ist, ein integrativeres Land aufzubauen. Bei ihrer Arbeit im Finanzsektor und Organisationen wie der World Bank stellt die Gründerin fest, dass der Zugang zu finanziellen Ressourcen insbesondere für Kleinstunternehmer*innen in Mexiko nicht leicht ist. Aus diesem Grund ist El Buen Socio aktuell in mehr als 8 Staaten Mexikos aktiv und konzentriert sich auf die Zusammenarbeit mit Kleinproduzent*innen und Kooperativen, um ihnen eine finanzielle Grundausbildung und Kredite, entsprechend den Bedürfnissen jedes ihrer Mitglieder, zu bieten. Mit dem Ziel, dass jede*r ihr/sein produktives und nachhaltiges Potenzial entfalten kann. In diesem Kontext hat El Buen Socio bisher mit Unternehmer*innen und Kooperativen zusammengearbeitet, die sich mit verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft und aus der Zivilgesellschaft stammen.
Unternehmer*innentum und Mikrofinanzierung in Mexiko
Kleinunternehmer*innentum in Mexiko hat in den letzten Jahren aufgrund mangelnder Beschäftigung und der aktuellen Arbeitsbedingungen einen starken Boom erlebt. In ländlichen Gemeinden gibt es eine große Anzahl von Unternehmer*innen und Projekten, die große Auswirkungen auf die Umwelt, den sozialen Wandel und die Schaffung produktiver Arbeitsplätze haben, aber von den im Land bestehenden konventionellen Finanzinstituten nicht berücksichtigt werden.
Der Prozentsatz der Erwachsenen, die Zugang zu formalen Krediten haben ist sehr gering, was das Wachstum von Mikrofinanzinstitutionen ausgelöst hat. Aber ihre Struktur mit festen und begrenzten Beträgen für die Kredite, festen und wöchentlichen Zahlungen und oft sehr hohen Rückzahlungsquoten (oft doppelt so hoch sind wie die gewährten Kredite) fördert die Überschuldung. Zusätzlich sind die gewährten Miktokredite einfach zu niedrig, was für die Unternehmer*innen des Sektors keine nennenswerten Investitionen darstellt. Betroffen davon sind insbesondere Staaten wie Chiapas eine Bevölkerung von 5 Millionen Menschen hat, von denen 70% in Armut leben.
Honigproduzent*innen profitieren von den Imkereikooperativen
Die Bienenzucht im Staat Chiapas ist eine der wichtigsten landwirtschaftlichen Aktivitäten, neben dem Kaffeeanbau und nimmt bei der Honigproduktion in Mexiko den vierten Platz ein. Vor etwas mehr als 3 Jahren begann El Buen Socio mit der ersten Kooperative indigener Imker*innen in Chiapas zusammenzuarbeiten. Durch diese Arbeit wurden ihnen erst viele der Problematiken bewusst mit denen die Imker*innen zu kämpfen haben. Mangelndes Wissen über Finanzen und profitables Wirtschaften ist eines der größten Probleme der Imker*innen. Die meisten haben keinen Einnahmen- und Ausgabenplan, wissen nicht, wie hoch ihre Produktionskosten sind oder berücksichtigen ihre Arbeitszeit nicht bei der Berechnung der Preise. Das führt zu niedrigen Verkaufspreisen und damit auch wirtschaftlichen Verlusten.
Um diese Problematik anzugehen, hat El Buen Socio finanzielle Ausbildungsmethoden und ein Lehrbuch entwickelt, dass den Produzent*innen das Thema der Betriebswirtschaftslehre näher bringt. Durch die Ausbildung werden sie geschult, profitabel zu wirtschaften und nachhaltige Investionen vorzunehmen. Die Imker*innen arbeiten infolge dessen gemeinsam an der Entwicklung der technischen, finanziellen und organisatorischen Kapazitäten ihrer Imkereikooperativen. Daran angeknüpft ist der Vergabe von ethischen Krediten, die auf die Bedürfnisse der Imker*innen zugeschnitten sind.
Imkereikooperativen kämpfen gegen Klimawandel
Das aktuelle Projekt zur Verbesserung der Lieferkette fokussiert sich nicht nur auf finanzielle Aspekte, sondern unterstützt die Kooperativen beim Übergang von der konventionellen Honigproduktion zur ökologischen Honigproduktion. Dafür haben sie u.a. ein Logbuch für Imker*innen entwickelt, in dem die Tätigkeiten, die Produzent*innen ausüben aufgelistet sind, um eventuelle Problemherde schnell zu entdecken. Von dem komplexen Projekt mit seinem ganzheitlichen Ansatz profitieren mehr als 200 Imker*innen in Chiapas, in den Gemeinden Chenalhó, Chalchihuitán, Aldama, Ocosingo, Huitiupán, Jaltenango, Tenejapa und Villaflores.
Die Ergebnisse der erste Kooperative, die in das Programm eingegliedert wurde, zeigten im ersten Jahr eine signifikante Steigerung der Honigproduktion. Nach einer Weile ging die Honigproduktion jedoch zurück. Der Klimawandel, der zu kürzeren Blütezeiten und Bienensterben führt, beeinflusste auch die Produktionsmengen. El Buen Socio unterstützt die Imkerereikooperativen dabei, innovative Methoden wie den Weidenwechsel einzuführen. Eine Praxis, die bereits in anderen Regionen des Landes angewendet wird und die Auswirkungen des Klimawandels abmildern soll. Beim Weidenwechsel werden die Bienenstöcke zu verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Blütezeiten gebracht. Das ist durch ganzjährig verschiedene Blütezeiten in unterschiedlichen Höhenmetern in der Region problemlos möglich. Die durch den Weidenwechsel ermöglichte zusätzliche Produktionszeit erhöht die Erträge der Imkereikooperativen.
Lemonaid & ChariTea e.V. unterstützt die Imkereikooperativen
Die Unterstützung des Lemonaid & ChariTea e.V. gehen in die Durchführung von Finanzschulungen, regelmäßige Besuche in den Kooperativen und die Workshops zum Bio-Standard und die Kosten für die Bio-Zertifizierung in den letzten zwei Jahren, sowie die Weiterentwicklung des Programms.
Das Projekt stärkt die organisatorischen Kapazitäten von fünf lokalen Imkereikooperativen, um die Bienenzucht zu einer stabilen und würdigen Einkommensquelle für die Imker*innen und ihre Familien zu machen. In dem ärmsten Bundesstaat von Mexiko können solche Projekte große Auswirkungen haben. Denn trotz der Schwierigkeiten, in denen sich der Staat befindet, verfügt Chiapas über einen großen natürlichen Reichtum, der die Bienenzucht als eine produktive Tätigkeit hervorbringt und den Kleinerzeuger*innen beim Kampf gegen die Armut hilft.