Seit August 2018 unterstützt der Lemonaid & ChariTea e.V. die „Stay – Stiftung für multiplikative Entwicklung“. Die Förderung des Vereins geht direkt an das neuste Projekt von Stay in Ruanda. Dort wird im Laufe der nächsten zwei Jahre die „Stay Alliance“ Gestalt annehmen. Dafür entsteht ein Kooperationsnetzwerk zwischen NGOs und Sozialunternehmer*innen. Dieses ermöglicht ein gemeinschaftliches und präsentes Auftreten in der ruandischen Wirtschaft und Politik. Sie schaffen Ausbildungsplätze, die Einkommen generieren und den Zugang zu Bildung und Gesundheit erleichtern. Jedes der Mitglieder und ausgebildeten Fachkräfte fungieren als Multiplikator*innen, die ihr Wissen in die ländlichen Regionen mitbringen und verbreiten.
In Ruanda leben etwa 85 Prozent der Menschen von der Landwirtschaft; zweidrittel des Landes werden landwirtschaftlich genutzt. Ein großes Problem sind jedoch geringe Erträge, resultierend aus zerrütteten Böden, mangelndem Wissen über nachhaltige Landwirtschaft und nur wenigen, kleinen Agrarflächen für Kleinbäuer*innen. In guten Jahren können sich die Familien gerade selbst versorgen. In der Regel bleibt jedoch nicht genug, um Lebensmittel auf dem lokalen Markt zu verkaufen und so ein geregeltes Einkommen zu sichern. Die Bevölkerung in Ruanda wächst außerdem stetig und rasant, während fehlende Bildung, schwache Infrastruktur und mangelhafter Zugang zu Energie den Alltag bestimmen. Ideen und Projekte zur Verbesserung dieser Bedingungen sind vorhanden. Allerdings wird die Durchführung, sowohl durch wirtschaftliche und politische Umstände, als auch durch fehlende Kooperationen, erschwert.
Die gemeinnützige Organisation Stay ist seit der Gründung im Jahr 2013 in Ländern Afrikas tätig. Stay leistet Unterstützung bei der Einrichtung und Umsetzung selbsttragender Entwicklungsprozesse, in denen die Verantwortung bei den einheimischen Institutionen liegt. Vor Ort und mit lokalen Akteur*innen wird so eine nachhaltige Entwicklung vorangetrieben und im selben Zuge die Abhängigkeiten der Länder von westlichen Unterstützer*innen reduziert. Lokale NGOs und Sozialunternehmer*innen im Land bilden starke Kooperationen und agieren selbstorganisiert als Dachverband. Dieser Dachverband heißt zunächst „Stay Alliance“.
Starke Kooperationen für eine nachhaltige Entwicklung
Die Stay Alliance hat zum Ziel die verschiedenen Organisationen und Sozialunternehmer*innen in einem Land zu verbinden. Eine so gebildete Gemeinschaft hat unterschiedliche Vorteile: Zum einen können die einzelnen Mitglieder des Zusammenschlusses viel stärker nach außen hin auftreten, denn die Organisationen profitieren untereinander von Erfahrung, Fachwissen und Strategie. Zum anderen stehen auch größere finanzielle Mittel zur Verfügung. Außerdem können gemeinsam mit weiteren Mitgliedern die geteilten Interessen mit Nachdruck vertreten und die damit verbundenen Maßnahmen leichter umgesetzt werden. Stay hilft bei der Einbringung und Implementierung der notwendigen Strukturen, damit sich einheimische Organisationen selbst verwalten und trotz Entwicklungsarbeit auf regionaler Ebene, die Stärke eines Verbandes auf nationaler Ebene nutzen können. Sie verbessern die Lebensverhältnisse der Bevölkerung und treiben die lokale Wirtschaft an. Dies wird zusätzlich durch die Vergabe von Stipendien für Ausbildungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Einkommen erreicht.
Diese Ausbildungen bringen Fachkräfte hervor, die ihr Wissen mit in die ländlichen Regionen bringen, dort weitergeben und anwenden: Ausgebildete Krankenpfleger*innen z. B. leisten Aufklärung zur Prävention von Krankheiten und Reduzierung von Infektionsrisiken. Lehrer*innen ermöglichen mehr Kindern den Schulbesuch und eine umfassende Bildung. Landwirtschaftstrainer*innen tragen mit ihrem Wissen dazu bei, landwirtschaftliche Erträge zu steigern und so Einkommen zu sichern.Die ausgebildeten Fachkräfte können dann wiederum ihr Wissen in Form von Schulungen und Supervision weitergeben. So schafft eine Alliance die Basisbereiche für ein Leben, welches den Menschenrechten entspricht. Starke Kooperationen kräftigen das Land und bauen es von innen heraus auf.
Förderung für die Pilotphase
Der Lemonaid & ChariTea e.V. unterstützt die ersten drei Phasen des Projekts: Ein von Stay gebildetes Projektteam für Ruanda sucht einen lokalen „Country-Coordinator“ und eine Partner-NGO. Der Country-Coordinator wird die Organisation des Bündnisses vor Ort übernehmen, während die Partner-NGO die Ausweitung des Netzwerkes vornimmt. Zu diesem Netzwerk sollen in erster Instanz mindestens 15 qualifizierte NGOs und Sozialunternehmer*innen gehören. Ist das geschafft, arbeiten die Mitglieder gemeinsam an der Ausgestaltung, Konstruktion und Registrierung der Alliance. Sie bilden vier Arbeitsgruppen, die sich mit der Struktur der Alliance, der Satzung und der weiteren Mitgliederauswahl beschäftigen; Programme und Services definieren; Mitarbeiter-, Infrastruktur- und Finanzfragen verwalten; und das Monitoring und die Evaluation übernehmen.
Mit dem Start im September 2018 soll die neue „Stay Alliance Ruanda“ im Februar 2020 vollständig registriert und integriert sein. Dann wird sie auch einen weiteren, vom Gremium in Ruanda bestimmten Namen tragen. Bei erfolgreicher Umsetzung können die Mitglieds-NGOs Strategien entwickeln, um selbst Einkommen zu generieren. Sie erhöhen so die Wirksamkeit ihrer Projekte und können sie regional ausweiten.
Der Verein unterstützt die Stay für die nächsten zwei Jahre. Im ersten Jahr wird die Förderung des Lemonaid & ChariTea e.V. dafür genutzt Personal- und Sozialversicherungskosten zu decken, sowie Büro- und technische Ausstattung zu bezahlen. Anteilig wird die Förderung auch für Administrationskosten verwendet. Im zweiten Jahr der Förderung kommen dann Rechtsanwaltskosten und Registrierungsgebühren hinzu. In diesem Zuge werden auch Testbudgets, z. B. für die ersten Stipendien ausgegeben. Die Vorgängerin „LATEK – Stay Alliance“ in Uganda, ist bereits erfolgreich angelaufen und seit Februar 2018 offiziell als NGO registriert.
Durch ihren Ansatz der multiplikativen Entwicklung verfolgt die Stay Stiftung das Ziel, die lokale Bevölkerung zu „Schlüssel-Multiplikator*innen“ auszubilden. Die Stay Alliance in Ruanda trägt sich in Zukunft durch ihre Mitglieder und fördert so eine Entwicklung, die tatsächlich bleibt.