2018 hat der Lemonaid & ChariTea e.V. eine weitere Partnerschaft in Indien dazugewonnen. In Darjeeling bekommt eine Kooperative von Frauen die Möglichkeit ihre landwirtschaftliche Produktion auszubauen und die Produkte online zu vermarkten. Diese befähigt sie dazu ihre Arbeit existenzsichernd zu erweitern und ökologische Landwirtschaft zu betreiben. Die Organisation SOCEO und die beteiligten Partnerorganisationen unterstützen die Kooperative von 300 Landwirtinnen mit praktischem Wissen und der notwendigen Technologie. Damit schaffen die Frauen sich und anderen nicht nur existenzielle Lebensgrundlagen, sondern bereichern die Region gleichzeitig mit nachhaltiger Landwirtschaft.
Gesellschaft, Gerechtigkeit, Chance
Der Name SOCEO setzt sich zusammen aus den Wörtern „Society, Equity, Opportunity“; zu Deutsch: Gesellschaft, Gerechtigkeit, Chance. In diesem Zusammenhang ist es ein bestimmter Ansatz, der das Unternehmen so besonders macht: Die Entwicklung und Nutzung des „Sustainable Livelihood Development Program“ (SLDP). In Ländern wie Kenia, Äthiopien und in diesem Falle Indien selbst, implementiert und begleitet SOCEO India die jeweiligen Projekte. So stehen sie anderen NGOs insbesondere als beratende Instanz zur Seite, und führen durch geeignetes Monitoring und Evaluation Forschung zu nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit durch.
Nachhaltige Entwicklung von Lebensgrundlagen
Das SLDP ist ein Programm, welches gemeinsam mit unterprivilegierten Gesellschaften oder Gruppen durchgeführt wird. Durch Unternehmertum und der Stärkung sozioökonomischer Schwachstellen wird mit dem Programm die Problematik „Armut“ systematisch überwunden. Für SOCEO zielt klassische Entwicklungszusammenarbeit immer noch zu stark darauf ab, verarmten Bevölkerungsgruppen günstigere und einfachere Alternativen zu bieten. Mit Hilfe des SLDP werden stattdessen die sozialen und handwerklichen Ressourcen auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene ermittelt, in den sozialen Kontext der Region gesetzt, und zielgerichtet gefördert. Was hier passiert ist die Befähigung von Menschen zur Einkommensgenerierung durch nachhaltig angelegte Berufe und Weiterbildungen. Genau das will auch das Projekt in Darjeeling. Und dort wird nicht nur Tee angebaut, wie der Name vielleicht zunächst vermuten lässt.
Die Rolle von Frauen in Darjeeling
Darjeeling ist eine Region im Zipfel von Indiens Nordosten. Sie grenzt hier gleich an vier verschiedene Länder: China, Bangladesch, Bhutan und Nepal. Gesellschaftsnormen gestalten sich hier ähnlich zu denen im Rest des Landes. Beispielsweise ist die Stellung der Frau in der Gesellschaft die der Hausfrau, die die Verantwortung für Familie und Haushalt, sowie die familiäre Landwirtschaft zum Eigenanbau trägt
Landwirtschaftliche Erzeugnisse allein sind nicht genug
Frauen bzw. Familien haben in der Regel keine Möglichkeit die hauseigenen Ernten weiterzuverarbeiten und so den Wert ihrer Produkte zu erhöhen. Die Ernten sind außerdem zu gering um daraus ein ausreichendes Gehalt zu erwirtschaften und der Verkauf von Rohwaren aus dem Eigenanbau ist deshalb nicht wirklich rentabel. Frauen aus der Region versuchen die Arbeit effizienter zu gestalten: Sie finden sich in Kollektiven zusammen, bauen ertragreicher an und verkaufen ihre Ware gemeinsam auf den lokalen Märkten.
Leider reicht auch das nicht immer aus. Das Problem der fehlenden Weiterverarbeitung und Veredelung von Waren besteht weiterhin. Durch unzureichende Logistikmöglichkeiten und einen geringen Zugang zu weiteren Märkten, verkaufen sie zusätzlich an Produzent*innen, die ihnen die Rohwaren billig abkaufen, um sie nach der Weiterverarbeitung unverhältnismäßig teurer weiterzuverkaufen. Um also wirklich nachhaltig wirtschaften zu können und sich eine Lebensgrundlage aufzubauen, müssten die Frauen die Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen selbst in die Hand nehmen. Konkret bedeutet das: Sie brauchen Räumlichkeiten, Maschinerie, und Know-How.
Information und Technologie sind der Schlüssel
Die Frauen in der Region haben ihren Willen zu Veränderung bewiesen. Dort wo sie dann doch an ihre Grenzen stoßen, vernetzen sie sich mit weiteren Organisationen. So tut es auch die Bäuerinnen-Kooperative Madhovita. SOCEO organisiert für sie nicht nur Kapital für Maschinen wie Reis- und Gewürzmühlen, sondern verschaffen den Bäuerinnen auch die Infrastruktur, die sie benötigen, um ihre Produkte weitläufiger zu vertreiben.
SOCEO nutzt dafür die Online-Plattform und App Amar Khamar. Über die Plattform werden regionale Produkte vertrieben und ihnen ein Gesicht gegeben: Zu jedem Angebot werden die Bäuerinnen und Kooperativen dahinter vorgestellt. Nach einem zweimonatigen Training zu Landwirtschaft und E-Commerce, weiß jede der 300 Bäuerinnen, Landwirtschaft und unternehmerische Aktivitäten miteinander zu verknüpfen und hat gelernt wie die Produkte online und im Speziellen über Amar Khamar verkauft werden können.
Gemeinsam mit Madhovita richtet SOCEO außerdem die Knotenstelle für den Online-Verkauf ein. Diese Knotenstelle stellt eine Art Logistik- und Vertriebszentrum dar. Hier werden acht Frauen der Kooperative arbeiten, und bekommen dafür eine zusätzliche Weiterbildung. Sie werden einen Monat lang in alle nötigen Prozesse eingearbeitet und sind danach in der Lage die Knotenstelle zu betreiben. Das Projekt beinhaltet noch weitere Weiterbildungen und Schulungen. Für die Maschinen, die ab Inbetriebnahme auch Landwirt*innen außerhalb der Kooperative zugänglich sein sollen, braucht es beispielsweise eine Weiterbildung zur Wartung, Instandhaltung und Bedienung. In diesem Bereich werden weitere acht Frauen der Kooperative ausgebildet.
In einem Jahr unternehmerische Perspektiven schaffen
SOCEO übernimmt die Verantwortung zur Evaluierung des gesamten Projekts. Methodisch sammeln sie Daten zu Beginn und am Ende. Anfangs geht es darum die sozialen und ökonomischen Gegebenheiten im Alltag der Bäuerinnen festzustellen und Bedürfnisse zu ermitteln. Nach der Projektdauer von einem Jahr stellen sie schlussendlich fest wie groß der Effekt von nachhaltiger Verbesserung tatsächlich ist.
Mit der Förderung des Lemonaid & ChariTea e.V. deckt die Kooperative fast vollständig die Kosten der verschiedenen Weiterbildungen ab. Auch die Kosten für den Aufbau und die Einrichtung der E-Commerce-Knotenstelle, sowie der Maschinen und für die Studien die zu Beginn und Abschluss des Projektes durchgeführt werden, werden damit gedeckt. Auf Dauer fließen Teile der Einnahmen und Erlöse, die das Projekt generiert wiederum der Kooperative zu, die damit den langfristigen Bestand des neu gestalteten Unternehmens sichert.
Durch Unternehmertum, angepasst an die sozialen, ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten, werden Gemeinschaften sozial-ökonomisch gestärkt und die Überwindung von Armut vorangetrieben. Während SOCEO und der Lemonaid & ChariTea e.V. die Starthilfe dafür leisten, wird das Projekt dauerhaft Einkommen für die Frauen der Madhovita Kooperative sichern und damit auch das Fortbestehen des Unternehmens garantieren. Auch in anderen Regionen die von Landwirtschaft geprägt sind, können Maßnahmen dieser Art nachhaltige Lebensgrundlagen schaffen.