Die Organisation SEED ist seit Juni dieses Jahres Partnerorganisation vom Lemonaid & ChariTea e.V. Unterstützt werden sie mit ihrem Projekt „Seeding Futures“ (z.dt. Zukunft sähen). Das Projekt bietet arbeitslosen Jugendlichen in den Cape Flats, einem Stadtteil von Kapstadt, eine Ausbildung für einen Job in einem nachhaltigen Berufsfeld. Damit will das Projekt zur Steigerung der Klimaresistenz der Region beitragen und gleichzeitig die Jugendarbeitslosigkeit verringern. Verstärkt durch die Wasserkrise in 2018 ist diese Problematik aktueller denn je, insbesondere in einkommensschwachen Stadteilen wie den Cape Flats. Dabei macht sich das Projekt Konzepte die aus der Natur stammen zu Nutze, um den Unsicherheiten im Klimawandel zu begegnen und bietet Jugendlichen durch eine Ausbildung in Permakultur eine Chance auf finanzielle Unabhängigkeit durch eine nachhaltige Berufsperspektive in einem auftstrebenden Sektor.


Die Organisation SEED ist aus einem Permakultur Projekt an einer Schule entstanden. Die Gründerin Leigh Brown verfolgte zunächst das Ziel Kinder und Jugendliche wieder mit der Natur und ihrer Umwelt in Verbindung zu bringen. Klassenräume im Grünen an weniger wohlhabenden Schulen und Gemeinden bildeten die Grundlage für das Projekt. Basierend auf der großen Anfrage von Schulabsolvent*innen nach anschließenden „grünen“ Bildungs- und Jobmöglichkeiten entstand die Idee für ein Weiterbildungsprogramm in Klimaresilienz, dass arbeitslose Jugendliche für den grünen Arbeitsmarkt qualifiziert.

Die zwei Fassaden der wachsenden Wirtschaft

In Post-Apartheid Südafrika ist die Realität leider immer noch von Diskriminierungen geprägt und beeinflusst die Möglichkeiten und die Lebensqualität vor allem von den in den Township lebenden Bewohner*innen. Die Cape Flats am Mitchells Plain an, wurden um 1950 von der Apartheidsregierung als Siedlungsfläche für nicht-weiße Südafrikaner*innen ausgewiesen, da diese nicht länger im Stadtzentrum geduldet wurden. Bis heute sind die Cape Flats eine benachteiligte Region in Cape Town, jedoch gleichzeitig auch die Quelle vieler wichtiger kultureller Bewegung wie dem südafrikanischen Hip-Hop. Die von der Apartheid hinterlassenen Spuren kennzeichnen noch immer das Leben vieler Jugendlichen, die in ärmeren Verhältnissen aufwachsen und, von großer Arbeitslosigkeit umgeben, auch keinen Bezug zu professionellen Jobs entwickeln können. Der Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung ist eingeschränkt und für die meisten Jugendlichen auch in finanziellen Aspekten schwer erreichbar. Daraus resultiert nicht nur eine hohe Abbruchquote, sondern auch eine hohe Arbeitslosigkeit der Jugend, die für die meisten Jobs in der wachsenden Wirtschaft Südafrikas nicht ausreichend ausgebildet ist.

Im weltweitem Ländervergleich ist Südafrika mit der allgemeinen Arbeitslosigkeit schon weit oben vertreten und ist mit einer Arbeitslosenquote von über 60% bei den Jugendlichen im Alter von 15-24 Jahre auch nur schleichend auf einem Weg der Besserung.

Mit Permakultur das Problem zur Lösung machen

Die Ressourcen aus der Natur und das Potential der Jugendlichen bilden somit die Ansetzpunkte für das innovative Ausbildungsprogramm „Seeding Futures“ von SEED. In einer Dauer von vier Monate werden die Jugendlichen in Permakultur ausgebildet. Der theoretische Unterricht im ersten Monat bringt den Schüler*innen die Grundlagen der Permakultur und des Designs bei, lehrt urbane Entwicklung und greift Ökosysteme im Kontext von lokaler und globaler Nachhaltigkeit auf.

In der anschließenden Praxisphase werden durch Interviews mit der Bevölkerung klimabeständige Konstrukte und Methiden entwickelt und in der Nachbarschaft in kleineren Gruppen erprobt. Drüber hinaus bereitet Ausbildung die Jugendlich mit Bewerbungstrainings und Coachings auf den Berufseinstieg vor. Abgeschlossen wird die Ausbildung mit Hilfe von lokalen grünen Unternehmenspartner*innen aus Kapstadt, die den Jugendlichen einen Monat lang die Chance geben, Einblicke in die Unternehmensführung zu erhalten und die grüne Arbeitswelt kennenzulernen. Ziel des Projektes ist es in den kommenden 3 Jahren 300 Jugendliche auszubilden.

Teilnehmenerinnen aus dem Seeding Futures Permakultur Programm
Teilnehmenerinnen aus dem Seeding Futures Permakultur Programm

Ressourcen sparen und die Nachbarschaft stärken

Eine Idee einer Kohorte um den einzelnen Haushalt resistenter zu machen war ein speziell entwickelter Blumentopf für ein wassersparendes Gemüsebeet. Durch das Wasserbecken und der richtigen Anordnung der Pflanzen und Böden verbraucht dieses Beet 80% weniger Wasser und entlastet die Familien damit, ihr Wasser für Zeiten der Dürre zu sparen. Von einer anderen Gruppe wurde ein für die Nachbarschaft zugänglicher Gemeinschaftsgarten angelegt, der mit lokalen und medizinischen Samen bepflanzt wurde und mit dem von Dächern aufgefangenen und recyceltem Wasser versorgt wird. Neben diesen Beispielen wurden schon 48 Haushalte mit kleineren Permakulturdesigns und 48 Gemeinschaftskonzepte umgesetzt und sorgen dafür, dass viele Ressourcen gespart werden, sich neue finanzielle Möglichkeiten ergeben und die Klimaresistenz gesteigert wird. Während der Ausbildung werden die Jugendlichen dazu ermutigt, ihre eigenen kleinen Unternehmen aufzubauen oder in andere mit einzutreten. Parallel zum „Seeding Futures“ Projekt läuft das „Easy Peasy Enterprise“, ein Unternehmen von Jugendlichen aus der Nachbarschaft geführt, welches regionales Saatgut verkauft und den Familien einen nachhaltigen Bepflanzungsplan dazu bietet. Das besondere, dass Saatgut ist immer auf die benötigten Nahrungsmittel der Familie und die Jahreszeiten abgestimmt.

Möglichst viele Jugendliche sollen durch die Projekte und durch die Einbindung in das soziale Netzwerk der Alumni in die Arbeitswelt und die finanzielle Unabhängigkeit begleitet werden, während zeitgleich die nachhaltigen und natürlichen Konzepte an Aufmerksamkeit gewinnen und sich hoffentlich nationalweit ausbreiten.

Mit der Förderung des Lemonaid & ChariTea e.V. werden die Gehälter der Ausbilder*innen und die Kosten für die praktischen Workshops getragen. Das Projekt bringt den Jugendlichen nicht nur eine Zukunftsperspektive durch das Ausbauen von Fähigkeiten, Motivation und Wissen, sondern die direkte Anwendung von Permakultur trägt gleichzeitig zur Klimaresistenz und der grünen Wirtschaft der Region bei. In Zeiten der Klimakrise, unterstützt das Projekt die schwächeren Haushalte im Mitchells Plain, die am Stärksten unter dem Klimawandel leiden.

Absolvent*innen erhalten ihren Abschluss in Permakultur