Im Viertel San Pablo in der Hauptstadt Paraguays, Asunción, liegt der „Mercado Central de Abasto“. Ein Großmarkt für die verschiedensten Dinge. In ihm ein Ort mit dem Namen „Unser Raum“. Er besteht seit fast 15 Jahren und der Lemonaid & ChariTea e.V. darf sich seit fast der Hälfte dieser Zeit sein Partner nennen.
Seit 6 Jahren schon posten wir in regelmäßigen Abständen Neuigkeiten und Bilder zu einem unserer ältesten Projekte, welches wir fördern. Die letzten Infos kamen in Form eines Kurzfilms, der bei einer unserer jährlichen Projektreisen 2016 entstanden ist.
Während der diesjährigen Paraguay-Reise im Oktober, haben unsere Projektkoordinatorin Hanna und einige Lemonaider natürlich auch wieder die Kids und Erzieher*innen im „Ñande Rekoha“ besucht. Der Hort befindet sich direkt im Großmarkt Abasto und bietet Kindern im Alter von 4 – 15 Jahren einen Ort zum gemeinsamen Lernen, Spielen, Kochen und Aufwachsen. Wer unsere Berichte der letzten Jahre verfolgt hat, weiß: Ñande Rekoha ist Guaraní – neben Spanisch die Landessprache Paraguays – und bedeutet so viel wie „Unser Raum“.
Keine staatliche Förderung für private Institutionen
2004 von Elisabeth Gavilan ins Leben gerufen, übernahm die Stiftung „Vida Plena“ 2008 die offizielle Trägerschaft für die bis dato private Initiative. In Paraguay erhalten private Einrichtungen, wie die von Elisabeth Gavilan, keine staatliche Förderung. Zwei weitere deutsche Initiativen unterstützen deswegen den Hort. Eine der beiden hat auch den Lemonaid & ChariTea e.V. auf das Projekt aufmerksam gemacht. So hat 2011 eine bis heute andauernde Partnerschaft des Vereins mit der „Pro Paraguay Initative“ aus Kempen und Vida Plena aus Paraguay begonnen.
Ein Kinderhort inmitten eines Großmarktes
Paraguay ist ein kinderreiches Land. Die Zeit, die die Kinder in der Schule verbringen ist deswegen kürzer als in Deutschland. Einige Kinder werden vormittags unterrichtet, einige nachmittags. Trotz der Schulpflicht im Land, entspricht ein regelmäßiger Schulbesuch nicht der Realität. Gerade auf dem Großmarkt wird diese Situation deutlich. Denn nicht selten müssen die Kinder ihren Familien bei der dortigen Arbeit helfen. Die Eltern, deren Kinder nicht auf dem Markt mitarbeiten, können diese nicht ausreichen betreuen. Sie müssen darauf vertrauen, dass sie zur Schule gehen. In anderen Familien besteht nicht einmal Interesse an Schulbildung.
Und genau dort setzt das Projekt des Kinderhortes an. Er ist ein Ort zur ganzheitlichen Betreuung. Gemeinsam mit den Erzieher*innen werden Hausaufgaben gemacht, Spiele gespielt, gelacht, gelernt und gelebt. Zwischendurch gibt es Snacks, die die Kinder manchmal sogar gemeinsam zubereiten.
Mehr als nur ein Treffpunkt
In den 14 Jahren, die der Kinderhort besteht, konnte er sich durch unterschiedlichste Förderung erweitern. Es gibt einen Spiel- und Fußballplatz, einen Raum zum Lernen und Hausaufgaben machen, sowie Platz zum gemeinsamen Zubereiten von Speisen und zum gemeinsamen Essen. Die Kinder können Ausflüge machen, manchmal werden Musikprojekte durchgeführt oder es kommt ein Capoeira-Lehrer, der mit den Kindern tanzt. Der Hort ist mehr als eine Bildungseinrichtung. Er ist ein Raum für soziale Kontakte. Ein Raum, in dem Kinder lernen selbstständiger zu werden und respektvoll und kooperativ im Team zu arbeiten. Sie können Talente entdecken und lernen Zeit und Material, sowie auch die natürliche Ausstattung des Landes intelligent zu nutzen. Es gibt mittlerweile zum Beispiel ein kleines Naturprojekt in dem die Kinder den Fußballplatz sauber halten und mit unterschiedlichsten Pflanzen „ihren Raum“ verschönern.
Daily Dominguez ist seit 2015 die Leiterin des Hortes und sie sagt:
„Unser Job hier ist es diese Kinder zu begleiten, sodass sie ihren Geist und ihr Herz öffnen, um zu verstehen, dass Veränderung in ihren Händen liegt, wenn sie nur wollen.“
Laut den Berichten, die wir in den letzten Jahren erhalten haben, besuchen im Schnitt 140 Kinder den Hort jährlich. Täglich sind es knapp 40 Kinder, die ein und ausgehen. Diejenigen, die regelmäßig oder gar täglich kommen, haben schlussendlich einen Sekundarschulabschluss erreicht. Also den Abschluss nach der 10. Klasse.
Derzeit arbeiten zusätzlich zu Daily zwei weitere Erzieherinnen und ein Erzieher im Hort. Regelmäßig kommen dann noch 1-3 Praktikant*innen aus Deutschland oder anderen Ländern Europas hinzu. Ziel ist es auch die Familien durch Elternabende mehr einzubeziehen und ihnen die Bedeutung der Erziehung und Bildung ihrer Kinder zu veranschaulichen.
14 Jahre sind eine lange Zeit und doch gibt es zukünftig noch so viel zu tun. Bis die Regierung die Verantwortung zur Förderungen dieser Art Einrichtung übernimmt, trägt sich das Projekt durch die Unterstützung von Initiativen wie der Pro Paraguay Initative oder dem Kindermissionswerk Aachen.
Gesunde Ernährung als Teil des Konzepts
Der Lemonaid & ChariTea e.V. spielt dabei vor allem eine Rolle in der Ernährung, denn auch hinter dem gemeinsamen Zubereiten und dem gemeinsamen Essen steckt eine Idee. Der Hort will den Kindern beibringen gesunde und reichhaltige Mahlzeiten zuzubereiten. Denn an diesem Wissen mangelt es fast überall. Viel Fleisch, Fast Food und Zucker stehen üblicherweise auf dem Speiseplan und gemeinsames Essen wird in den Familien so gut wie nie zelebriert. Unsere Förderung hilft dem Hort bei der Umsetzung ihres Ernährungsprogramms.
Bald kann der Kinderhort schon 15-jähriges feiern und auch unsere Partnerschaft ist mit 7 Jahren mitunter eine der längsten. Die Förderung des Kinderhorts ist für weitere 3 Jahre verlängert worden, sodass wir uns darauf freuen Ende 2020 ein gemeinsames Jubiläum zu feiern.