Seit Juli 2017 unterstützt der Lemonaid & ChariTea e.V. die staatlichen Organisation „Federación Argentina de Cooperativas Apícolas y Agropecuarieas Limitada“ (FACAAL) bei der Vergabe von Mikrokrediten für eine soziale Ökonomie. Durch die Entwicklung einer Finanzierungsplattform durch FACAAL werden die finanziellen Bedürfnisse im Niedriglohnsektor von einkommensschwachen Bäuer*innen, Kleinbäuer*innen und Kleinunternehmer*innen aus dem nordöstlichen Teil Argentiniens gestärkt und die soziale Ökonomie vorangetrieben.
Die Organisation FACAAL agiert als Föderation derzeit in 19 Bundesstaaten Argentiniens und besteht aus insgesamt 83 Kooperativen. Die Organisation tritt dabei als repräsentative Vertretung der einzelnen Gruppierungen auf, gibt ihnen eine gemeinsame Stimme und betreibt Lobbyarbeit in Politik und internationalen Programmen. In erster Linie soll durch die Arbeit von FACAAL die regionale Wirtschaft gestärkt werden. Dazu werden in den Provinzen zu unterschiedlichen Bereichen Schulungen angeboten, wie Verhandlungssicherheit, Management und Vermarktung. Durch die Bereitstellung von fachlichen und finanziellen Ressourcen von FACAAL, werden die Fähigkeiten der Kooperativen ausgebaut und neue Märkte können erschlossen werden. Der gesamte Prozess zielt auf starke Partizipation der Kooperativen ab und will eine starke Vernetzung der Landwirt*innen und Kleinunternehmer*innen untereinander ermöglichen. Ein weiteres Spezialgebiet der Organisation ist die Vergabe und Verwaltung von Finanzinstrumenten, wie beispielsweise in Form von Mikrokrediten.
Vergabe von Mikrokrediten für eine soziale Ökonomie
FACAAL hat in der Vergangenheit eine Finanzierungsplattform durch staatliche Mittel errichten können, welche Kleinunternehmer*innen und Bäuer*innen einen vereinfachten Zugang zu finanziellen Mitteln verschafft. Durch die Unterstützung von Lemonaid und ChariTea e.V. wird das Mikrokreditsystem weiter ausgebaut. Das Augenmerk der aktuellen Arbeit liegt auf den Regionen Misiones, Chaco und Corrientes, nördlich der Stadt Santa Fe und auf dem Ballungsgebiet rund um Buenos Aires. In diesen Gebieten ist die höchste Armutsrate und hohe soziale Verwundbarkeit des Landes anzutreffen. Außerdem gibt es dort bisher wenig oder gar keinen Zugang zu finanzieller Förderung. Die Mikrokreditvergabe durch FACAAL erfolgt in einem speziellen Stufensystem, das einen individuellen Auswahlprozess und eine regelmäßige Überprüfung vorsieht. Dabei gehen die Kredite nicht direkt an Einzelpersonen, sondern an Personen innerhalb einer solidarischen Gemeinschaft oder Kooperative, die gemeinsam als Antragsstellende für die Kredite auftreten. Die einzelnen Gruppenmitglieder unterstützten sich gegenseitig und fungieren auch als Garant für die anderen Teilnehmenden. Die Kredithöhe variiert und wird genau an die Bedürfnisse der Produzent*innen und Kleinunternehmer*innen angepasst. Nach der Vergabe des Kredites wird die Weiterentwicklung des Projekts und der einzelnen Aktivitäten alle zwei Wochen überprüft.
FACAAL ermöglicht einen greifbaren Mehrwert für die Kooperativen
Durch den Zugang zu finanziellem Kapital können kleinere Investitionen und Reparaturen vorgenommen werden, notwendige Ausrüstung oder Materialien angeschafft werden. Die dadurch verbesserte Infrastruktur trägt zur Steigerung der Produktivität bei und darüber hinaus wird die Möglichkeit zur Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnisse geschaffen. Deutlich wird dieser Mechanismus bei der Frauenkooperative „Sabor y arte“, die durch FACAAL finanzielle Unterstützung erfährt. Die Frauen können mit den Geldern des Kredites mehr Material und Zutaten kaufen und dadurch eine größere Produktionskapazität erreichen. Sie produzieren und verkaufen frische Pasta, Brot und Kuchen und argentinische Süßigkeiten. Insgesamt kann durch den Kredit eine höhere Produktvielfalt und -menge hergestellt werden. Neben der Vergabe der Kredite wird der gesamte Prozess von einem Weiterbildungs- und Mentor*innenprogramm durch FACAAL begleitet. Die Teilnehmenden werden unter anderem in Vermarktungs- und Managementkompetenzen geschult. Die Projektdirektion hebt die positiven Ergebnisse und Nachhaltigkeit der finanziellen Förderung hervor:
“Die Kredite werden von den Unternehmer*innen als Möglichkeit wahrgenommen, Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu haben und Strategien zu entwickeln, um selbst Einkommen zu generieren.“
Das aktuelle Projekt strebt die Verbesserung der Ausgangssituation der Bäuer*innen und Kleinunternehmer*innen in den von Armut gezeichneten Regionen Argentiniens an. Darüber hinaus soll der landwirtschaftliche Sektor langfristig hervorgehoben und seine Rolle als aufstrebender Sektor gestärkt werden. Die solidarischen Kreditgemeinschaften tragen positiv zum sozialen Gefüge bei, wodurch Raum für Dialog und Begegnung geschaffen wird. Die Bäuer*innen nutzen diese Plattform, um ihre Bedürfnisse und Probleme gemeinsam zu diskutieren und auf die Agenda der regionalen Politik zu bringen.
Die große Reichweite von FACAAL
Neben der Arbeit mit verschiedenen Kooperativen in ganz Argentinien, arbeitet FACAAL an seinem Hauptsitz in Rosario mit vulnerablen Bevölkerungsgruppen wie z.B. der Transgendergemeinschaft zusammen. Vulnerablen Gemeinschaften werden sowohl die Räumlichkeiten des Hauptbüros von FACAAL zur Verfügung gestellt, als auch verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Programmierung und IT angeboten. Auch eine Nachmittagsbetreuung für Kinder aus einkommensschwachen Familien ist in Kooperation mit der Universität eingerichtet worden.
Der Lemonaid und ChariTea e.V. unterstützt aktuell sowohl den Aufbau von Weiterbildungsprogrammen, als auch die Erweiterung des Fonds für die Mikrokreditvergabe. Durch die finanzielle Unterstützung hat das Projekt eine größere Reichweite und weitere Menschen können von dem Mikrokreditprogramm profitieren.
Die Arbeit von FACAAL leistet einen Beitrag zur Stärkung des unternehmerischen Sektors in 19 Regionen Argentiniens. Basierend auf einem Finanzierungsinstrument, welches den jeweiligen Bedürfnissen zugeschnitten ist, werden Unternehmer*innen mit niedrigem Einkommen und ländliche Kleinproduzent*innen begleitet und zusammengebracht. Von diesem Ausgangspunkt aus werden Probleme des Sektors besprochen und Strategien zur Verbesserung der aktuellen Situation werden entwickelt, mit dem Ziel die hohe Armutsrate langfristig zu senken.