(Den Englischen Originaltext findet Ihr hier)

 

Im September 2017 haben wir eine Kooperation mit „Taking Pictures, Changing Lives“ (TPCL) angestoßen. Zum ersten Mal sind wir auf unserer Projektreise in Ruanda von einem lokalen Fotografen begleitet worden, dem ruandischen Fotografen Jean Bizimana. Dieser Kontakt ergab sich durch den Fotografen Adam Dickens, Gründer eines gemeinnützigen Gemeinschaftsunternehmens. Das Unternehmen, welches 2016 gegründet wurde, unterstützt weltweit, gemeinnützige Organisationen mit qualitativ hochwertigen Fotos und Videomaterial. Bisher hat TPCL sich durch Crowdfunding finanziert. Dadurch werden die Aufnahmen für kleine Projekte und kleinere Organisationen möglich.

 

Adams Vision ist es  Taking Pictures, Changing Lives zu einem internationalen Netzwerk begabter Fotograf*innen zu erweitern, so dass Projekte jederzeit auf Abruf besucht werden können. Mit Fotograf*innen vor Ort zu Arbeiten gibt diesen zum einen einen Zugang zu internationalen Kunden und stärkt zum anderen die lokalen wirtschaftlichen Strukturen.

Der ruandische Fotograf Jean Bizimana fotografiert seit dem er zehn Jahre alt ist. Für uns war Jean in vielerlei Hinsicht wesentlicher Bestandteil bei der Gestaltung des Besuchs in Ruanda. Neben den wunderbaren Aufnahmen von unserer Reise durch sein Land, half er uns auch mit der Kommunikation und logistischen Herausforderungen.

 

Wir haben mit Adam und Jean über ihr erstes Foto, alltägliche Herausforderungen und ihre Beweggründe gesprochen:

 

Adam Dickens

Jean Bizmana

 

15 Mal um die Welt

Adam, kannst Du uns erzählen was Dich dazu inspiriert hat um die Welt zu Reisen und Fotos zu machen?

2006 arbeitete ich an der Website und dem Druckdesign einer kleinen wohltätigen Organisation in Großbritannien. 2009 eröffnete sich dort die Möglichkeit, um für eine Schule in Sambia Spenden zu sammeln, vier Tage dort zu verbringen und die Schüler*innen zu fotografieren. Erklärtes Ziel war es die Bilder in einer Galerie auszustellen und zu verkaufen. So flog ich zum ersten Mal in meinem Leben nach Afrika. Die Aufnahmen, die ich dort machte wurden an einem einzigen Abend für über 55.000€ verkauft.

 

Zu sehen welchen Einfluss meine Arbeit haben kann hat mich dazu bewogen Taking Pictures Changing Lives zu gründen. Es war eine unglaubliche Reise bis hier hin. In den darauf folgenden acht Jahren machten wir 46 Besuche bei wohltätigen Projekten und Partnern in Afrika und Asien. Haben mehr als 14 Monate im Ausland verbracht, um die Arbeit von 18 Organisationen in zehn Ländern festzuhalten. Dabei entstanden mehr als 50.000 Fotos für gemeinnützige Organisationen, die mit ihrer Arbeit ganzen Gemeinschaften aus der Armut helfen und Würde und verlorene Hoffnung wiederbeleben.

 

Wie funktioniert das Ganze? Kontaktieren die Organisationen Dich? Nach welchen Richtlinien entscheidest Du wo und für wen Du Fotografierst?

Das meiste ist durch Mundpropaganda geschehen, einige Organisationen haben mich durch Suchmaschinen gefunden. Eine gemeinnützige Organisation hat meinen Namen auf drei verschiedenen Websites gesehen und mich daraufhin kontaktiert. Für sie war ich inzwischen in Tamil Nadu und habe ihre neue Webseite und Druckdesign entworfen. Ich bekomme viele Anfragen über meine Webseite, und ich habe einige tolle Unterstützer*innen die bei jeder Gelegenheit über meine Arbeit sprechen. So kam es auch zu der Zusammenarbeit mit dem Lemonaid & ChariTea e.V. Ein Freund für den ich in Ost-Afrika fotografiert habe, war bei einer Networking-Veranstaltung und hat den Kontakt vermittelt.

 

Über die letzten Jahre habe ich hauptsächlich in Ost-Afrika, Indien und Sri Lanka gearbeitet aber ich war auch ein paar Mal im westlichen Afrika. Ich interessiere mich insbesonders für Organisationen mit geringem Budget, dort können unsere Fotos einen wirklichen Unterschied machen.Vor allem möchte ich Bildung fördern, sei es Schulbildung, oder finanzielle Weiterbildung, die Menschen dabei hilft ihre Unternehmen besser zu führen, Kredite erfolgreich zu managen und Armut zu verringern. Die letzten drei Jahre habe ich Geld über Crowdfunding gesammelt und damit meine Reisekosten gedeckt. Dadurch wurden die Kosten für die Organisationen, für die ich arbeite, so klein wie möglich gehalten.

 

Seit diesem Jahr (2017) arbeiten wir gemeinsam mit einheimischen Fotograf*innen, die für uns Fotos machen, zusammen. Dadurch kam auch die Zusammenarbeit mit Lemonaid & ChariTea zustande. Ein ruandischer Fotograf, Jean Bizimana, hat für uns Lemonaid & ChariTea auf ihrer Reise im September begleitet. Diesen Bereich meiner Arbeit, die Vernetzung von lokalen Fotograf*innen und gemeinnützige Organisationen möchte ich gerne im nächsten Jahr erweitern.

 

Wie hat sich Dein Leben verändert durch die Arbeit mit gemeinnützigen Organisationen?

Die Arbeit hat mein Leben von Grund auf verändert. Ich war Mitte dreißig als ich nach Sambia ging und hatte vorher nicht viel von der Welt gesehen. Die Reise hat mir damals die Augen geöffnet, ich habe erlebt wie privilegiert ich in Großbritannien lebte und es war der Anfang meiner Leidenschaft zu Reisen, neue Menschen zu treffen, ihr Leben festzuhalten und die Menschen daheim dazu anzuregen gemeinnützige Organisationen in ihrer Arbeit zu unterstützen. Die Arbeit ist meine wunderbare Passion geworden und kam gerade zur rechten Zeit in meinem Leben.

 

Kannst Du Dich erinnern wann Du Dein erstes Foto aufgenommen hast?

Ich erinnere mich, dass ich zehn Jahre alt war, als meine Großmutter mir eine Kodak Instamatic 133 Kamera schenkte, die mit Magicube Blitzwürfeln funktionierte. Was mein erstes Foto war, weiß ich nicht mehr aber den Geruch des Blitzes, wenn er losging und ausbrannte, kann ich noch immer riechen. Und man hatte nur 4 Blitze pro Würfel.

 

Was würdest Du sagen, ist der Schlüssel zu einem guten Foto?

„Häufig kommt das Bild erst an zweiter Stelle. Wichtiger ist, dass man eine Beziehung aufbaut …“

Vorort bin ich Botschafter der Organisationen für die ich arbeite. In der Zeit die ich dort verbringe lerne ich die Menschen, die Partner kennen, beobachte und mit der Zeit werden die Menschen sehr viel offener. Das erst macht authentische und natürliche Aufnahmen möglich.

 

Wie schaffst Du es eine Balance zwischen der Würde der Menschen die Du ablichtest und dem Interesse damit Spenden zu sammeln zu finden?

Ich versuche immer auf die Würde der Menschen zu achten, wenn ich fotografiere. Es ist eine ständige Suche nach einem Mittelweg. Zum einen möchte man die positive Arbeit der gemeinnützigen Organisation darstellen und Bilder inszenierter Armut vermeiden. Zum anderen will man natürlich erreichen, dass die Menschen spenden und sehen, dass die Organisation Unterstützung braucht.

 

Was sind Deine nächsten Pläne?

2018 wollen wir die „Taking Pictures, Changing Lives Stiftung“ aufbauen. Diese wird sich stärker darauf fokussieren mit Fotograf*innen weltweit zusammenzuarbeiten. Als gemeinnützige Organisation haben wir mehr Zugang zu Förderungsmöglichkeiten und können uns mit professionellem Arbeitsmaterial von Herstellern wie Canon, Go Pro etc. auszustatten und mit Trainings unterstützen.

Persönlich werde ich mit meiner Arbeit fortfahren und die Welt bereisen sowie für wohltätige Organisationen Fotos machen. Es sind bereits Reisen nach Indien, Peru, Ecuador, Togo, Nepal und Malawi im Gespräch.

 

Jean Bizimana Ruanda Fotografie Taking Pictures Changing Lives

©Jean Bizimana: Projektreise Ruanda, September 2017

 

Jean Bizimana Ruanda Fotografie Taking Pictures Changing Lives

©Jean Bizimana: Projektreise Ruanda, September 2017

 

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Adam?

Ich habe Adam von Taking Pictures, Changing Lives über Soziale Medien kennen gelernt. Er hat mich über meine Instagram Seite gefunden. Später hat er mir dann auf Facebook eine Nachricht geschickt, in der er erklärte was er macht und wie die Organisation funktioniert. Ich war sehr interessiert und am Ende wurde ich Teil seines Teams.

 

Wann hast Du dein allererstes Foto aufgenommen? Erinnerst Du noch was es abbildete?

Mein erstes Foto habe ich 2002 im Rahmen von „Through the Eyes of the Children“ aufgenommen.  Die amerikanische Initiative ermöglicht den Kindern des Imbabazi Waisenhaus an Fotografie Workshops teilzunehmen. Ich erinnere mich, dass es zu Beginn einfach Spaß gemacht hat. Später ging es mir dann darum die Schönheit meines Landes zu zeigen. Ich habe begonnen in die Gemeinden zu gehen, um das alltägliche Leben zu dokumentieren.

 

Warum bist Du Fotograf geworden?

Ich habe mich entschieden Fotograf zu werden, um meine eigene und die Geschichte Ruandas zu teilen. Ich möchte die ruandische Kultur durch Fotografie fördern. Meine Fotografien konzentrieren sich auf humanitäre und soziale Themen.

 

Was ist deine Vision für Ruanda?

„Meine Vision, als Fotograf, ist es das Bild von Ruanda in den Köpfen der Menschen zu ändern“

Wenn man mit Google Bilder aus Ruanda sucht, bekommt man Bilder die Mord zeigen, Genozid und Flüchtlinge sind darauf zu sehen. Mit meiner Fotografie möchte ich der Welt zeigen, dass wir in Ruanda lächeln und gemeinsam am Wiederaufbau unseres Landes nach dem Genozid arbeiten. Einige der internationalen Organisationen, NGO’s und Unternehmen vertrauen lokalen Fotograf*innen nicht. Also bringen sie westliche Fotograf*innen mit, um das Leben in Ruanda festzuhalten. Mein Ziel ist es der Welt zu zeigen, dass lokale Fotograf*innen ganz sicher dazu in der Lage sind.

 

Welche Herausforderung siehst Du für Fotograf*innen in Ruanda?

Die Herausforderungen, die mir als Fotograf in Ruanda begegnen betreffen Themen wie: Wo kann ich meine Geschichten veröffentlichen? Finanzielle Herausforderungen und ein mangelndes Bewusstsein der Ruander für die Wichtigkeit der Fotografie sind wiederkehrende Themen. Zudem ist es für uns ruandische Fotograf*innen nicht leicht an professionelles Equipment zu kommen. Das bedeutet wir müssen eine Person finden welche in ein westliches Land reist und dieser Person Geld mitgeben um das nötige Equipment zu beschaffen. Das ist sehr aufwendig und teuer.

 

Was zeichnete die Arbeit mit dem Lemonaid & ChariTea e.V. aus?

Der Lemonaid & ChariTea e.V. spielt eine wichtige Rolle in der Entwicklung unseres Landes, weil sie junge Unternehmer*innen und Frauen durch die Kooperation mit gemeinnützigen Organisationen unterstützen. Dadurch helfen sie Arbeitslosigkeit abzubauen.

 

 

Welches ist Dein Lieblingsfoto und in welcher Situation wurde es aufgenommen?

Mein Lieblingsfoto ist dieses hier:

 

Jean Bizimana Ruanda Fotografie Taking Pictures Changing Lives

©Jean Bizimana: Bananenbier trinkende Männer im Rutsiro Distrikt

 

Es ist während meines ersten selbständigen Projekts entstanden. Dort dokumentierte ich die Bananenbierproduktion im Rutsiro Distrikt, in der westlichen Provinz Ruandas. Dort verbrachte ich eine Woche mit den einheimischen Bewohner*innen und in der ganzen Zeit behandelten sie mich wie einen Touristen. Ich war schlussendlich ein Tourist in meinem eigenen Land. An meinem letzten Tag ging ich in eine Bar um festzuhalten wie die Leute das Bier tranken. An diesem letzten Abend, in der letzten Phase meiner Dokumentation öffneten sich die Menschen und wir wurden Freunde.

„Wir sangen und tanzten und ich war endlich kein Tourist mehr.“

 

Noch eine letzte Frage. Wo kann man deine Arbeit sehen?

Ihr könnt meine Arbeit hier finden:

Website: www.bizimanajean.com

Blog: www.biziphotos.weebly.com

Instagram: www.instagram.com/biziphoto/

Facebook: www.facebook.com/Biziphotos/

Twitter: https://twitter.com/biziphotosFlickr: www.flickr.com/photos/biziphoto/

 

 

Mehr Informationen über Taking Pictures, Changing Lives findet ihr hier:

https://www.tpcl.org.uk

https://www.instagram.com/adamdickens

https://fb.me/takingpictureschanginglives