Die südafrikanische Kleinbauernkooperative Heiveld, ca. 400 km nordwestlich von Kapstadt gelegen, baut nach traditionellen Methoden Rooibos-Tee an. Der Tee wächst ausschließlich unter der heißen Sonne der Cedarberge. Hier wird der Tee seit Generationen als Heilmittel und Nationalgetränk geehrt.

 

In den langen Jahren des Apartheidregimes war es ausschließlich weißen Großfarmern erlaubt, Rooibos-Tee in großem Stil anzubauen und zu vermarkten. Im Jahr 2001 haben 14 Rooibos-Kleinbauern aus Süd-Bokkeveld die Heiveld-Kooperative gegründet – und damit Geschichte geschrieben.

 

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Bis heute ist dies neben der benachbarten Kooperative aus Wupperthal der einzige Zusammenschluss der als “Coloureds” diskriminierten Bevölkerungsgruppe. Ungeachtet der neuen politischen Rahmenbedingungen werden die “Farbigen” nach wie vor sozial und wirtschaftlich stark diskriminiert. Ihr Zusammenschluss hat deshalb hohen Symbolcharakter.

 

Frauen beginnen durch Bewirtschaftung kleiner Felder ein eigenes Einkommen zu erzielen, einfache Bauern übernehmen leitende Funktionen und lassen sich in Buchhaltung, EDV und anderen Bereichen ausbilden. Mit Hilfe der südafrikanischen Nicht-Regierungsorganisation EMG (Environmental Monitoring Group), welche die Kleinbauern in Fragen der Qualitätssicherung und der biologischen Landwirtschaft kompetent berät, haben diese es geschafft, Ökonomie und Ökologie sinnvoll zu verbinden.

 

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Trotz ihrer Errungenschaften sehen die Kleinbauern von Heiveld ihrer Zukunft mit gemischten Gefühlen entgegen. Auf Grund der rasch steigenden Nachfrage nach Rooibos-Tee beziehen manche europäische Fair-Händler den Tee auch von privaten Großplantagen. Mehr als 98% der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche ist noch immer in der Hand weißer Großgrundbesitzer. Auf Dauer, so die Befürchtung der Kleinbauern, werden sie sich nur schwerlich gegen die Großfarmer durchsetzen können, die ihre Vormachtstellung aus der Apartheidzeit unnachgiebig behaupten.

 

Der LemonAid & ChariTea e.V. möchte die Farmer der Kooperative und ihre Angehörigen in dem Bemühen unterstützen, ein selbstbestimmtes Leben in Würde zu führen – die Basis für Veränderungen, nicht nur in Südafrika. Die Region ist derzeit nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen. Die Bewohnern behelfen sich mit benzinbetriebenen Generatoren oder nutzen Kerzenlicht und Feuer. Solarenergie kommt nur vereinzelt zum Einsatz – für Lichtsysteme oder Trinkwasserpumpen. Es fehlt an Know-How und Ressourcen, um die dauerhaft und kostenlos scheinende Sonne als Energiequelle zu nutzen. Darum haben wir, in Zusammenarbeit mit der NGO “Indigo Development & Change”, ein Projekt ins Leben gerufen, durch das für die Gemeinschaft der Kleinbauern rund um Suid Bokkeveld sukzessive eine autarke Energieversorgung errichtet werden soll.

 

Indigo hat ein simples Solarsystem entwickeln lassen, mit dem sich Haushalte autark versorgen können. Energie kann so sicherer, ökologischer und kostengünstiger genutzt werden. Das Risiko von Bränden, sonst ein häufiges Problem in der staubtrockenen Gegend, wird minimiert. Die Kleinbauern – und vor allem ihr Nachwuchs – werden nicht nur mit Licht versorgt, sondern erhalten auch endlich Zugang zu wichtigen Kommunikationsmedien. Indigo installiert im ersten Schritt für 20 Haushalte Solarsysteme und trainiert die Bewohner in dessen Benutzung und Wartung. Zudem werden lokale “Para-Solar-Engineers” ausgebildet, um innerhalb der Community dauerhaft mit Know-How aushelfen zu können. Im gleichen Zuge startet Indigo in 10 Haushalten einen Feldversuch mit energieeffizienten Holzöfen. Der LemonAid & ChariTea e.V. finanziert das gesamte Energie-Projekt – mit 5.500 Euro.