Seit Juli 2017 unterstützt Lemonaid & ChariTea e.V. die gemeinnützige Organisation „Centro Ecuménico de Educación Popular“ (CEDEPO) in der Region Florencio Varela, nahe der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Diese setzt sich durch den Aufbau eines Ausbildungszentrums und durch die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte auf regionalen Märkten, für die Verbesserung der Produktionsbedingungen von Kleinbäuer*innen in Argentinien ein.


Gegründet wurde CEDEPO im Jahr 1989 um den vorhandenen Problemen der Region, wie einem mangelhaften gesundheitlichen Versorgungssystem und einem sich immer weiter ausbreitenden Anbau von Monokulturen, zu begegnen. Seit seiner Gründung hat CEDEPO verschiedene strategische Initiativen zur Unterstützung von ökologischer Landwirtschaft implementiert. Über mehrere Projektphasen hinweg wurden Trainings zum Ausbau technischer Fähigkeiten angeboten, Weiterbildungen zu Organisationsentwicklung, Marktzugangsstrategien und zur Diversifikation von Produktion und Produkten. CEDEPO agiert dabei als Vermittlungsstelle zwischen den beteiligten Akteur*innen von Kleinproduzent*innen, Expert*innen, Studierenden und staatlichen Organisationen. Bisher konnten durch den Einsatz der Organisation bemerkenswerte Erfolge in der Region im Gesundheitswesen, im Umweltschutz, in der Ertragssteigerung und in der generellen Förderung zur Eigenständigkeit von Kleinbäuer*innen erreicht werden.

Die vielfältigen Programme von CEDEPO zeigen ihre Wirkung

Ein Projekt von CEDEPO ist der Aufbau und die Entwicklung des Ausbildungszentrums „La Parcela“, einem Ort für Bildung, Forschung und Produktion ebenso wie eine Drehscheibe für ökologische Landwirtschaft, Gesundheitswesen und soziale Ökonomie. Dort wird Kleinbäuer*innen zum einen die Möglichkeit für technische, organisatorische und wirtschaftliche Weiterbildung gegeben. Angegliedert an das Konzept ist zum anderen ein Gesundheitszentrums. Dieses besteht aus einem Behandlungsraum, wo regelmäßige Sprechstunden von einem Allgemeinarzt abgehalten und zahnärztliche Dienste angeboten werden. In größeren Abständen sind eine Gynäkologin und Psychologin vor Ort. Neben der konkreten Gesundheitsfürsorge legt das Zentrum seinen Schwerpunkt vor allem auf Prävention.

Ein weiterer Fokus der aktuellen Arbeit liegt auf dem Vertrieb von regionalen und ökologischen Produkten der Kleinbäuer*innen aus der Region Florencio Varela. In Form einer Kooperative haben sich nach der Wirtschaftskrise 2001 unterschiedliche Organisationen des Stadtteils Palermo zusammengetan, um in einer alten Markthalle permanente Stände zu installieren. Es entstand der „Mercado Solidario Bonpland“, ein Markt der den Prinzipien der Sozialen Ökonomie als Alternative zur regulären Ökonomie folgt. Drei bis vier Mal pro Woche werden dort unterschiedliche Produkte, Textilien, Kunsthandwerk, Backwaren und andere regionale Waren angeboten. CEDEPO betreibt einen eigenen Stand, an dem Produkte wie ökologisch angebautes Gemüse, Obst, Milchprodukte, Soßen, Marmeladen, Hühnchen, Eier sowie Mate-Tee verkauft werden. Dabei wird die Lieferung der Waren von den Bäuer*innen in die Stadt von CEDEPO organisiert und durchgeführt. Über die Jahre ist die Nachfrage nach hochwertigen und biologischen Produkten stark gestiegen. Dadurch, dass CEDEPO jedoch zu geringe Kapazitäten hat, um der wachsenden Nachfrage nachzukommen, kommt es aktuell noch häufig zu Lieferschwierigkeiten und Verzögerungen bei den Bestellungen. Der Lemonaid & ChariTea e.V. unterstützt das Projekt in der Verbesserung und Organisation der Lieferkette. Mit einem neuen Pickup und größeren Kühlmöglichkeiten vor Ort, verspricht sich CEDEPO die Erhöhung des Absatzes und die damit einhergehende weitreichendere Verbesserung der Produktionsbedingungen der Kleinbäuer*innen.

Nachhaltige Arbeits- und Produktionsbedingungen für Kleinbäuer*innen

Um nachhaltige Arbeitsbedingungen für die Kleinbäuer*innen in Argentinien zu schaffen, ist die Verbesserung der Bodenqualität und gleichzeitig die Erhaltung der Artenvielfalt eine weitere Priorität der Arbeit von CEDEPO. Hierfür wurde das Saatguthaus „La casa de las semillas“ gebaut, in welchem die Vielfalt von einheimischem, hochwertigem Saatgut – insbesondere von Gemüse – gestärkt wird. Hier werden lokale Sorten gesammelt, produziert und konserviert. Die große Anzahl an Samen reicht von Nutzpflanzen, über sehr alte Samen bis hin zu Bäumen. Das Saatgut kann dort nicht nur bezogen, sondern auch miteinander ausgetauscht werden, weshalb bereits rege Interaktion und Austausch mit anderen Organisationen und zwischen den Bäuer*innen aus der Region herrscht. Neben der positiven Effekte auf die Umwelt und Biodiversität erleichtert die Saatgutbank den Kleinbäuer*innen die Beschaffung eines essentiellen und sonst sehr teuren Rohstoffes und bedeutet eine fortlaufende Unabhängigkeit von teurem Saatgut. Das Saatguthaus dient ebenso zu Bildungszwecken und besonders für Schulklassen werden Programme angeboten, um mehr über Samen und Saatgut und ihren Beitrag zur Biodiversität zu lernen.

Im Bild regionale Samen des CEDEPO Saatgutbestandes, das zur Verbesserung der Produktionsbedingungen von Kleinbäuer*innen beiträgt.
Regionale Samen aus der Region Florencio Varela

Verbesserte Produktionsbedingungen von Kleinbäuer*innen als Antrieb für die Region 

Mit dem aktuellen Projekt, das zur Verbesserung der Produktion und Vermarktung von ökologischen Agrarprodukten der Kleinbäuer*innen aus der Region Florencio Varela beiträgt, wird an die bisherigen Erfolge der Organisation angeknüpft. Die fachlichen Schulungstätigkeiten von CEDEPO ermöglichen es den Familien der Kleinbäuer*innen in Florencio Varela ihren Anbau längerfristig auf eine ökologische Landwirtschaft umzustellen. Viele junge Menschen der Region wollen und können oftmals die landwirtschaftlichen Betriebe ihrer Eltern nicht weiterführen, da die Profite sehr gering sind.

Trotz aller Schwierigkeit hat Matías sich entschieden seinen Familienbetrieb weiterzuführen. Zusammen mit seinen beiden Brüdern und Eltern kultiviert er insgesamt über einen Hektar Land, was im Vergleich zu anderen lokalen Bäuer*innen ein großes Areal ist. Die Familie hat ihre Ländereien zwischen 2003 – 2009 komplett auf ökologische und nachhaltige Landwirtschaft umgestellt. 2009 kommen sämtliche Anpflanzungen ohne Pestizide und künstliche Dünger aus. Um diesen Weg beschreiten zu können, war die Beratungsmöglichkeiten durch CEDEPO ein wichtiger Bestandteil:

„Die Zusammenarbeit mit CEDEPO ist insofern sinnvoll, weil CEDEPO uns einen weiteren Absatzmarkt für unsere Produkte bietet. Außerdem profitieren wir sehr von der Beratung von CEDEPO in Bezug auf Anbautechniken im Bereich der ökologischen Landwirtschaft.“

Durch die Umsetzung des aktuellen Kooperationsprojekts mit dem Lemonaid & ChariTea e.V. werden gezielte Trainings und Beratungsangebote für die Produktionsbedingungen von Kleinbäuer*innen durchgeführt. Themenschwerpunkte sind die Produktion von Biodünger und Bio-Saatgut, sowie unternehmerische Fähigkeiten für den lokalen Markt. Außerdem wird der Umgang mit Lebensmitteln und die Lebensmittelverarbeitung, vor allem auch zur Eigenproduktion für bedürftige Familien, gelehrt. All diese Aktivitäten tragen letztlich zur Weiterentwicklung der Produktpalette und zur Ausweitung des Marktzuganges bei. Dadurch kann ein höherer Absatz erreicht werden, was die ökologische Landwirtschaft zu einer tragfähigen und attraktiven Alternative für Kleinbäuer*innen macht.

Mit der Umsetzung des aktuellen Projektes schafft es CEDEPO lokale Ressourcen aus der Region Florencio Varela zu bündeln und nutzbar zu machen. Neben den positiven Effekten auf die Umwelt und die Artenvielfalt, wird durch die Arbeit der Organisation eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung der ländlichen Gemeinden möglich. Dies trägt zu einer Verbesserung des Lebensstandards vieler Kleinbäuer*innen und ihrer Familien bei.