Das Projekt „TransFARMation: Empowering Young People in Rural Rwanda“ der ruandischen NGO „Uyisenga Ni Manzi“ (UNM) zielt darauf ab, marginalisierte und verwundbare junge Frauen und Männer zu erfolgreichen landwirtschaftlichen Unternehmer*innen auszubilden. Seit Dezember 2017 unterstützt der Lemonaid & ChariTea e.V. dieses Projekt in den ländlichen Gebieten der Ostprovinz Ruandas.


Die Ostprovinz Ruandas ist die größte und bevölkerungsreichste Provinz Ruandas. Dort in ländlichen Gebieten haben gerade junge Menschen nur geringe Erwartungen an die Zukunft, da die Aufstiegsmöglichkeiten und Jobmöglichkeiten begrenzt sind. Eine Ursache hierfür ist der schlechte Zugang zu Bildung. Nur 14 Prozent der Schüler*innen besuchen nach Abschluss der Grundschule eine weiterführende Sekundarschule. Das Trauma des Genozids verschlimmert diesen Umstand, denn viele der durch den Völkermord oder HIV/AIDS verwaisten jungen Menschen verfügen über kein grundlegendes Unterstützungsnetzwerk aus Nachbarn oder der Gemeinschaft. Es fehlt ihnen an technischem Wissen und Selbstvertrauen. Zudem leben hier 38 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Die NGO UNM wurde 2005 gegründet, um dieser Problematik zu begegnen. UNM, als lokal registrierte Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Ruanda, verfügt mittlerweile über langjährige Erfahrung in der Unterstützung umfassender und psychosozialer Betreuung junger Menschen. Die Bereitstellung von Bildungs- und Gesundheitsprogrammen, Rechtsschutz und landwirtschaftlichen Ausbildungen dienen als Grundlage zur Einkommensgenerierung und der Entwicklung des Lebensunterhalts junger Menschen. Die Programme von UNM ermöglichen es verwundbaren jungen Frauen und Männern, ein Leben in Unabhängigkeit und Würde für sich selbst, ihre Familien und für die gesamte Gemeinschaft aufzubauen. Die NGO mobilisiert erfolgreich junge Menschen zum Aufbau von kooperativen Peer-Groups, die sich gegenseitig und solidarisch unterstützen. Erklärtes Ziel von UNM ist es dabei, den Jugendlichen zu helfen ohne sie von der Organisation abhängig zu machen. Sie sollen insgesamt unabhängiger und selbstständiger werden, um eine nachhaltige Veränderung herbei zu führen.

Chaste, der Direktor der Organisation über die Programme von UNM: „Den Heilungsprozess durch verschiedene Programme fortsetzen zu können, ist meine Motivation als Ruander, zum Fortschritt des Landes beizutragen.“

Landwirtschaft als profitabler und innovativer Sektor

Das aktuelle Projekt „TransFARMation: Empowering Young People in Rural Rwanda“, das Ende 2017 begann, soll jungen Menschen in Ruanda eine neue Perspektive auf die Landwirtschaft als wettbewerbsfähige Berufswahl bieten. 70 Prozent der Jugendlichen arbeiten bereits in der Subsistenzwirtschaft, der Landwirtschaft zur Selbstversorgung. Dennoch gilt der Landwirtschaftssektor nach wie vor als ein einkommensschwacher Sektor mit geringem Ansehen. Der Berufszweig Landwirtschaft wird daher von vielen als „Beschäftigung der letzten Instanz“ betrachtet. In Ruanda bestehen aufgrund fruchtbarer Böden günstige Anbaubedingungen und eine Nische für Gartenbaukulturen ist vorhanden, was einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Landes liefern kann. Die Professionalisierung der Landwirtschaft bietet demnach die Chance, bereits vorhandene Ressourcen und Kompetenzen produktiver zu nutzen.

Das Projekt „TransFARMation“ stellt den Teilnehmer*innen eine praktische agronomische Ausbildung bereit, in der sie wirtschaftliche und finanzielle Kompetenzen und unterstützendes Mentoring erhalten. Ziel des Projekts ist es, junge Menschen in die Lage zu versetzen, ihre Motivation und ihr Selbstvertrauen zu steigern, Probleme zu lösen und neue Geschäftsmöglichkeiten im landwirtschaftlichen Sektor zu erkennen.

Setzlinge für die agronomischen Trainings © Jean Bizimana

TransFARMation bildet erfolgreiche landwirtschaftliche Unternehmer*innen aus 

Umgesetzt wird das Projekt, das junge Menschen zu erfolgreichen landwirtschaftlichen Unternehmer*innen ausbildet, in einem umfassenden 3-Stufen-Modell. Die Teilnehmenden sind unterteilt in sechs Kohorten von 170 Personen und werden ermutigt, als Genossenschaften profitable Verbindungen zu lokalen Märkten aufzubauen. Die Unterstützung des Projekts überdauert drei Anbauperioden. Das innovative Modell sieht es vor, dass die individuelle Förderung der Teilnehmenden und der landwirtschaftliche Input innerhalb dieser drei Jahre allmählich abnimmt. So wird versucht die Abhängigkeit von der Organisation zu reduzieren und Unabhängigkeit als integralen Bestandteil des Prozesses zu vermitteln. In der ersten Phase erhalten die Gruppen Schulungen zu landwirtschaftlichen und unternehmerischen Grundlagen, Unterstützung durch einen Agronomen und die Inputkosten für die erste Ernte werden gezahlt. In der zweiten Phase müssen die Teilnehmenden 50 Prozent der Inputkosten selbst tragen und in der dritten Phase wird nur mehr beim Zugang zu Märkten und Verkaufsmöglichkeiten geholfen. Das Modell unterstützt die jungen Erwachsenen beim Aufbau unternehmerischer Fähigkeiten und bei der Entwicklung einer langfristigen Vision. Ein „Train the Trainer“-Modell ergänzt diesen gesamten Lernprozess. Nach Abschluss des Projekts steht UNM den Alumni weiterhin als Beratungsstelle zur Verfügung.

Ein vergleichbares und bereits abgeschlossenes Programm zeigt, dass 73 Prozent der Teilnehmenden ihr Einkommen um mindestens 60 Prozent steigern konnten. Die letzten drei Jahre weisen viele Erfolge auf. Um an den Erfolg des Programms anzuknüpfen, sind weitere Mittel erforderlich. Mithilfe der finanziellen Förderung des Lemonaid & ChariTea e.V. werden in den nächsten drei Jahren mehr als 1000 junge Menschen an dem Programm teilnehmen.

Durch das Projekt TransFARMation werden junge Menschen in der Ostprovinz Ruandas zu landwirtschaftlichen Unternehmer*innen und mutigen Führungskräften ausgebildet, die dadurch ihre resignierte Haltung überwinden und ein Gefühl der Eigenverantwortung für ihr Leben entwickeln. Es befähigt die Teilnehmenden ihr Einkommen, ihr Vertrauen und ihre Widerstandsfähigkeit deutlich zu steigern. Darüber hinaus übermittelt das Projekt eine neue Perspektive auf die Landwirtschaft, als attraktive und wertvolle Lebensgrundlage und somit als wettbewerbsfähige Berufswahl für ruandische Jugendliche.  

Noch nicht reife Maracujas. © Jean Bizimana