In der Kommunikation mit unseren Projektpartner*innen hören wir immer wieder von den vielen Problemen, die – durch den Klimawandel immer häufiger auftretende – extreme Wetterereignisse wie Dürre oder starker Regen verursachen. Exemplarisch zeigen wir euch hier, wie sich der Klimawandel bereits jetzt in Südafrika, Mexiko und Indien auswirkt.


„Es ist herzzerreißend“, schreibt uns Dave Martin. „Die eigene Ernte nach so viel harter Arbeit sterben zu sehen, ist eine riesige Enttäuschung für uns“. Die Dürre hat den Projektmanager des Bulungula Incubator an der Wild Coast in Südafrika hart getroffen: Mitten in der eigentlich wasserreichen Regenzeit sind die Flüsse leer, die Felder vertrocknet und der Optimismus der Farmer*innen geht zur Neige. Schon seit 2015 leidet Südafrika unter anhaltenden Dürren, die mal nur einige Regionen und mal das ganze Land betreffen. In Kapstadt kam es 2018 deswegen beinahe zu „Day Zero“, der Abschaltung der kommunalen Wasserversorgung. Jede Person durfte nur noch 50 Liter Wasser pro Tag verbrauchen. Zum Vergleich: in Deutschland werden täglich mehr als 120 Liter Wasser pro Person verbraucht.

„Für uns ist es schwer zu sagen, ob die Trockenheit eine temporäre Anomalie ist, oder ob die Auswirkungen des Klimawandels schneller eintreffen, als von den Wissenschaftlern vorhergesagt“, sagt Martin. „Jedenfalls ist das die schlimmste Dürre seit Generationen“.

Der von Lemonaid & ChariTea e.V. seit 2017 geförderte Bulungula Incubator verschafft der lokalen Bevölkerung den Zugang, das Wissen und die benötigten Werkzeuge, um eigene Landwirtschaft betreiben zu können. Damit wird die lokale Produktion und somit auch die Nahrungsmittelsicherheit in der Region am Xhora Fluss gestärkt. Die Gemeinschaft ist dementsprechend weniger von Lebensmittel Importen abhängig. Doch immer häufiger auftretende extreme Wetterereignisse wirken sich stark auf die Landwirtschaft aus- wegen der Dürre ist in den Gärten der Farmer*innen nun nichts mehr von ihrer harten Arbeit zu sehen.

Eine Herausforderung für alle

Ein Schäfer und seine durch die Dürre verendeten Tiere in Chittapur, Indien.
Ein Schäfer und seine durch die Dürre verendeten Tiere in Chittapur, Indien. © Jyoti Fair Works

Nicht nur in Südafrika spüren die Menschen bereits die Auswirkungen des Klimawandels. Im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas, unterstützt Lemonaid & ChariTea e.V. fünf lokale Imkereikooperativen des Projektes El Buen Socio. Die Widerstandsfähigkeit der Imker*innen wird durch den Klimawandel herausgefordert, weil das Bienensterben und die kürzeren Blütezeiten den Honigertrag minimieren. Außerdem verstärkt die globale Erwärmung externe Faktoren, die sich auf das Einkommen und die Lebensgrundlage der Imker*innen auswirken. Die Kooperativen und Projektexpert*innen überlegen sich deswegen Resilienz verstärkende Maßnahmen und neue Methoden zum Ausgleich der negativen Folgen des Klimawandels, wie beispielsweise den Weidenwechsel. Dafür werden Bienenvölker in unterschiedliche Regionen transportiert, um von verschiedenen Blütezeiten zu profitieren. Die Maßnahmen haben jedoch nur begrenzte Wirkung. Die Honigproduktion geht immer weiter zurück. Geringer werdende Erntemengen sorgen dafür, dass eine wichtige Einnahmequelle für die Familien der Imker*innen ins Wanken gerät.

Gemeinsam für den Wiederaufbau

Ein abgerutschter Hang in Londa, Indien.
Ein abgerutschter Hang in Londa, Indien.
© Jyoti Fair Works

In Südindien, auf der anderen Seite des pazifischen Ozeans, liegen Londa und Chittapur, zwei Nähwerkstätten des Jyothi Seva Kendra Trust. Die Lebensbedingungen in dieser Region sind stark vom Monsun geprägt. Ausbleibende und schwache Regenfälle haben in den letzten Jahren immer wieder zu Trockenheit und Dürren geführt. Derzeit leidet Chittapur jedoch unter der größten Dürreperiode seit über 50 Jahren. Deswegen verlassen viele Menschen ihre Dörfer, um den prekären Einkommensverhältnissen zu entfliehen und in den Städten Arbeit zu finden. Die Nähwerkstatt, in der Frauen zu Schneider*innen ausgebildet werden, sichert den Frauen Zugang zu Bildung und ein gesichertes Einkommen.

Auch im knapp 500 Kilometer entfernten Londa steht eine Nähwerkstatt des Projektes. Hier gibt es keine Dürre, im Gegenteil: die Regenfälle des letztjährigen Monsuns fielen so überdurchschnittlich stark aus, dass das Wasser die Gebäude der Werkstatt beschädigte. Außerdem stürzten die Häuser zweier Teammitglieder ein. Gemeinsam mit Jyoti Fair Works, das deutsch- indische Modelabel, das die Produkte der Nähwerkstatt vertreibt, organisierte Lemonaid & ChariTea e.V. eine Spendenkampagne, um die Monsunschäden an den Häusern zu beheben. Der Verein verdoppelte die über uns hereingekommenen Spenden und konnte somit mit insgesamt 1020€ zum Wiederaufbau beitragen.

Instandsetzung eines durch den Monsun getroffenen Hauses in Londa.
Instandsetzung eines durch den Monsun getroffenen Hauses in Londa, Indien.
© Jyoti Fair Works

Nachhaltige Lebensgrundlagen für alle

Spätestens seit dem Hitzesommer 2018 ist klar, dass der Klimawandel auch schon in Deutschland Auswirkungen hat. Im Klima- Risiko- Index der NGO Germanwatch liegt Deutschland auf Platz 3 der im Jahr 2018 weltweit am stärksten von Extremwetter betroffenen Staaten. Auch drei unserer Projektländer – Ruanda, Sri Lanka und Indien – finden sich in den Top 10. Der Klimawandel trifft uns nicht erst in 50 Jahren- er ist Realität und hat schon jetzt in vielen Ländern der Welt ernsthafte Konsequenzen. Deutschland hat jedoch genug finanzielle Ressourcen, um die von Extremwetter verursachten Schäden zu beseitigen. Unsere Projektländer haben diese Mittel nicht.

Deswegen werden vor allem Länder des Globalen Südens am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sein. Extreme Wetterereignisse, wie atypische Hitzewellen und Dürreperioden sowie starke Niederschläge kosten nicht nur Menschenleben, sondern gehen auch zu Lasten der Biodiversität und Ernährungsmittelsicherheit. Gleichzeitig haben viele Länder des Globalen Südens nicht genug finanzielle und technische Mittel, um ihre Resilienz gegenüber negativen externen Einwirkungen zu stärken. Die Lebensgrundlagen der Bevölkerung zu sichern, und somit Armut und Hunger zu bekämpfen, ist also angesichts des Klimawandels eine große Herausforderung.

Was heißt das für uns und unsere Arbeit? Als Verein mit Wurzeln in einem reichen Land des Globalen Nordens sind wir mit unserem Lebensstil maßgeblich mitverantwortlich für die Klimakatastrophe. Deswegen wollen wir versuchen, so viel wie möglich zu einer nachhaltigen Entwicklung und der Verringerung der Klimaschäden beizutragen. Um die Anpassung an den Klimawandel besser bewältigen zu können, unterstützen wir deswegen lokale Organisationen, die auf den Resilienz Aufbau in ihren Communities hinarbeiten. Projekte wie „Seeding Futures„, die Jugendliche in Permakultur und Nachhaltigkeit ausbilden, geben uns Hoffnung auf eine grüne Zukunft.

Mit unserer Arbeit ist es jedoch bei weitem nicht getan: Wir brauchen mutiges und entschlossenes Handeln von Regierungen, Unternehmen und Internationalen Organisationen, um den weltweiten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und extreme Wetterereignisse zu verhindern. Dann können wir dem Klimawandel Einhalt bieten- und die Farmer*innen des Bulungula Incubators können die Früchte ihrer harten Arbeiten ernten.